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Ein Freund schreibt über einen Freund. Egon Fein für Max Grundig zum 75. Geburtstag.

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Kapitel 5 (aus obigem Buch) - Der Steuermann

1950 – der Weg nach oben mit 44 Millionen Umsatz

Am Ende des Jahres 1950 konnte Max Grundig mit Recht behaupten, daß kein anderes deutsches Unternehmen auch nur annähernd seine Produktionsziffern erreicht hatte und er damit Europas größte Spezialfabrik für Rundfunkgeräte geworden war. Dabei hatten erst 65 Prozent aller deutschen Haushaltungen ein Radio.

Sein Jahresumsatz betrug 44 Millionen DM, die Belegschaft war im Laufe des Jahres von 1.432 auf 3.005 Mitarbeiter angestiegen, der Export innerhalb Europas, in Länder Asiens, Afrikas und Südamerikas war angelaufen.
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Als aus Hamburg das Fernsehen kam

Aber nicht mehr lange sollte das Radiogerät allein die Kapazität der Grundig-Radiowerke ausfüllen, auch wenn sie noch so hießen. Bereits am 25. September 1950 hatte der damalige NWDR in Hamburg die ersten Fernseh-Versuchssendungen angefangen, ein neues Zeitalter meldete sich an. Zunächst freilich nahm die Radio-Fabrikation weiter kräftig zu, obgleich im zweiten und dritten Quartal 1951 die Kauflust vorübergehend nachließ.

 

Alte Modelle liefen aus, neue traten an ihre Stelle: In der „Kleeblatt“-Serie erschienen unter anderem ein neuer Billig-Apparat, der Einkreiser „Gloria“ als Zweitgerät; ein leistungsstarker Kleinempfänger, kaum größer als ein Ziegelstein und noch ein weitaus verbesserter Super in Edelholz.

Die neue UKW-Welle blühte, die Drucktasten-Radios wurden große Mode, die Reise-Super immer beliebter, mit dem voranschreitenden Wohnungsbau fanden Musikschränke mehr Käufer; auch das Autoradio wurde populär.
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Auch hier wollte Max Grundig etwas Besonderes bieten: Sein Auto-Super war so beschaffen, daß er in alle Wagentypen paßte, auch in die kleinsten, und die beherrschten damals den Verkehr. Dieser Auto-Super kam Anfang 1951 heraus.
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16. Mai.1951 - Max Grundig kauft die Lumophon Werke.

Das Lumophon Werk

Immer neue Herausforderungen verlangten von Max Grundig immer neue Überlegungen. Das Werk an der Fürther Kurgarten- straße platzte aus allen Nähten. Trotz weiterer Neubauten waren dort höchstens 3.000 Beschäftigte unterzubringen, und die hatte er jetzt schon.

Grundig aber brauchte mehr Leute, um mit der Entwicklung auf dem Markt Schritt halten zu können. Da bot sich eine Chance, und - wie immer - Max Grundig griff blitzschnell zu.

Es war zwar alles eine Frage des Kapitals, aber . . . .

Ein Bekannter rief ihn an: „Ich hab' gehört, die Lumophon-Werke sind zu haben. Die Familie Stark mag nicht mehr oder ist in Zahlungsschwierigkeiten, ich weiß das nicht so genau. Ruf doch mal an,“

 

Und Max Grundig rief an, den Seniorchef Stark:

  • „Stimmt es, daß Sie Ihre Firma verkaufen wollen?“
  • „Ja, Wenn Sie das Geld haben, können wir darüber reden,“
  • „Ich glaube schon, daß ich es habe. Wie wollen wir verfahren?“
  • „Ich schicke Ihnen einen Bevollmächtigten,“

 

Der Mann kam zu Max Grundig, die Verhandlungen begannen, 14 Tage später war der Deal unterzeichnet. Die Lumophon-Werke Nürnberg mit drei Betrieben gingen am 16. Mai 1951 für 1,7 Millionen D-Mark (West) an Grundig über.

Der Betrieb in der Schloßstraße wurde Max Grundigs Werk II, jener in der Goldbachstraße Werk III, und die Fabrik im mittelfränkischen Georgensgmünd Werk IV - als neuer Holzbearbeitungsbetrieb für Musikschränke, Radio- und bald auch Fernsehgehäuse.
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  • „Mit Lumophon fühlte ich mich innerlich verbunden, weil mein erster Lieferant in der Fürther Sternstraße, der Weiler, Generalvertreter von Lumophon war. Diese Geräte hatte ich 1930 als erste verkauft“, erinnert sich Max Grundig später. Außerdem war er gebürtiger Nürnberger.

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Jetzt begann die richtige Expansion

Dies war sein erster Zukauf, und damit war sein Unternehmen aus der Fürther Kurgartenstraße hinausgewachsen. Er konnte 1951 seine Kapazität auf 408,413 Geräte (darunter die ersten 94 Fernseher) erhöhen, der Umsatz stieg auf 78,709,776 DM, davon bereits 3,042,468 DM Export, und die Belegschaft war bei 4.041 Männern und Frauen angekommen, In Zeitungsanzeigen suchte Grundig Weiterentwicklungsingenieure, Rundfunk-Mechaniker und Rundfunk-Techniker.

Auch diese Erweiterung hatte Max Grundig aus eigener Kraft bewältigt. Er brauchte kein fremdes Geld. Nur einmal nahm er es, weil es sich um öffentliche Aufbaumittel handelte, die allen Branchen angeboten wurden.

Es war ein Kredit aus ERP-Mitteln, 800.000 DM und dafür baute er in Fürth eine zweite Montagehalle, um Exportgeräte und später Fernsehapparate fertigen zu können und er erweiterte in Georgensgmünd die Gehäusefabrik.
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Langsam aber sicher kam das Fernsehen auf.

Das Mehr an Kapazität erwies sich rasch als "bitter" notwendig, denn das Fernsehzeitalter war angebrochen, und es würde nur noch eine Frage der Zeit sein, bis auch in der Bundesrepublik eigene Sender das Heimkino in die Wohnung strahlten.

In Hamburg und Berlin flimmerte es schon ein wenig, aber noch konnte man nicht von einem regulären Programm sprechen und schließlich gab's auch noch keine Geräte. Es waren eher Versuchssendungen.
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Was ist denn Fernsehen, wenn es keiner sieht.

Diesem Übel, dem Gerätemangel, abzuhelfen, stand Max Grundig auf dem Sprung. Er ließ sich bereits im April 1951 in Fürth den ersten Industrie- Fernsehsender für Messungen und Erprobungen künftiger Geräte aufs Dach stellen.

  • Anmerkung : Das war die Aufgabe und das Werk für den späteren "Labor-Meier". Walter Maier war Dipl.Phys. wie sein Kommillitone, Wolfgang Hasselbach, ebenfalls Dipl.Phys., der aber bei Assmann angefangen hatte und dann Chefentwickler bei BRAUN wurde.


Dies zu einem Zeitpunkt, da der Bayerische Rundfunk nur 7 Prozent seines Haushalts für das Fernsehen übrig hatte und allerorts noch spekuliert wurde über Chancen und Sinn des Fernsehens überhaupt.

In einer im Auftrag der Industrie ausgearbeiteten Expertise vom Mai 1951 hieß es
nicht ganz prophetisch und mit einer noch recht schiefen Vorstellung von den Möglichkeiten des neuen Mediums: "Fernsehen könne den Film nicht ersetzen."

Die in Filmen so eindrucksvoll wirkenden Massenszenen kommen (kämen) auf dem kleinen Bildschirm der Fernsehgeräte nicht zur Geltung, weil der „wimmelnde Ameisenhaufen“ keine Vorstellung von der beabsichtigten Wirkung vermittelt ... Dazu kommt, daß nur ein einziger Fernsehsender empfangen werden könne.

Erweiterte Untersuchungen wiesen zum gleichen Zeitpunkt schon auf ein starkes Käuferinteresse hin
: Eine Umfrage in Hamburg ergab, daß 5.000 Familien bereit waren, sich einen Fernsehapparat bis zum Betrag von 4.000 DM zu kaufen. 20 Prozent der Restaurantbesitzer erklärten sich ebenfalls bereit, Empfänger für ihre Lokale aufzustellen.
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Grundig’s eigener Fernseh-Sender

Der junge Dipl. Phys. Walter Meyer an seinem neuen Fernsehsender. Das Buch über ihn stammt von seinem Sohn.

Max Grundig stellte nicht nur einen eigenen Sender auf, er ließ schon Mitte 1951 ein Gerät montieren, das er am 28. Juni Presse- vertretern vorführte.

Beeindruckt schrieben die „Nürnberger Nachrichten“:

„Scharf und kontrastreich erschien das Bild eines Mädchenkopfes auf der Bildfläche, während gleichzeitig der Sprecher des Senders verkündete: Achtung, Achtung, hier spricht der Fernseh- Versuchssender der Grundig-Werke. Und als schließlich abgeschaltet wurde, hatte man das Bewußtsein gewonnen, daß wenigstens von Seiten der Privatindustrie alles getan wird, um in einer Entwicklung nicht zurückzustehen, die in allen Kulturländern bereits zum unentbehrlichen Bestandteil von Kultur und Technik geworden ist.“

Der Schreiber spielte auf die zögernde und uneinsichtige Haltung Bayerns und auch des Bundes an.
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Max Grundig ging weiter, mit Riesenschritten.

für 1951 ein absolut super tolles Gerät

Er hatte die Zukunft längst begriffen. Am 3. September 1951 hieß es in einer „Beschreibung des Grundig- Fernseh- empfängers“:

Der Grundig- Fernsehempfänger, eingebaut in eine formschöne Edelholztruhe, berücksichtigt in seinem technischen Aufbau den neuesten Stand der Fernsehtechnik. Er ist das Ergebnis einer längeren, vorausschauenden Entwicklungsarbeit der Grundig-Radiowerke. Durch die Ausstattung mit einer Drucktastenumschaltung für sechs Fernsehkanäle wurde allen Möglichkeiten der Frequenzverteilung auf die einzelnen Fernsehsender bereits Rechnung getragen.

Eine Rechteckbildröhre liefert auf einem Bildschirm von 220 x 294 mm strahlend helle, kontrastreiche und scharfe Bilder, die eine Auflösung bis in die feinsten Bildeinzelheiten zulassen. Durch besondere Schaltungsmaßnahmen ist die Störanfälligkeit auf ein bisher unbekanntes Minimum herabgedrückt, so daß unter normalen Bedingungen Störungen überhaupt nicht auftreten.“
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