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Zum Auffrischen und Schmunzeln . . .

. . . sind diese Museums-Seiten hier gedacht, denn viele wissen nicht mehr oder noch nicht, wie es damals angefangen hat und wie das wirklich funktioniert mit den Tonband- und den Magnetbandgeräten aus alter Zeit. Viele Bilder können Sie durch Anklicken vergrößern, auch dieses.

Aug. 2017 - Unser UHER 630 Nummer 5 ist da . . . . .

klicken Sie mal auf das Bild

Ein solch verstaubtes Gerät hatten wir noch nie auf dem Labortisch. Das hatte uns der freundliche Spender aber vorher angekündigt und uns eindringlich vorgewarnt. Und beim Öffnen und Reinigen habe ich die Gelegenheit beim Schopf genommen, meine uralten und auch die letzten Kritiken vom UHER 631 Nr. 4 nochmals zu überlesen und evtl. zu korrigieren.

Leider gibt es da nicht so viel zu korrigieren. Meine Meinung hat sich eher noch verfestigt, es ist ein übliches frühes Labormuster, das so nie hätte in die Produktion kommen dürfen. Es muß da 1977 erhebliche Sachzwänge gegeben haben.
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Beim Öffnen fällt auf . . .

es steht - aber unten ist eigentlich oben

Beim Öffnen fällt auf, es ist nach wie vor relativ konfus zu öffnen und zu demontieren und es kann nicht offen "auf eigenen Beinen" stehen. Das wird ja immer erst dann relevant, wenn man das UHER 630 offen in waagrechter Lage und dann zur Kontrolle nochmals in senkrechter Lage zur Probe laufen lassen will (und muß).

Man muß es offen erst mal auf den Kopf, nämlich auf das Kühlblech bzw. auf den zum Glück massiven ALU-Kühlkörper stellen. Daß ein Gerät mit diesem Gewicht und zu diesem Preis keinen Griff hat, ist alleine schon dumm. Daß es dann auch keine Vorrichtung (zum Beispiel 3 stabile Bolzen) hat, um offen senkrecht auf "eigenen Beinen" zu stehen, ist eine ganz dicke Macke. Doch das wußten die Kunden damals alle nicht. Übrigens, das deutlich schwerere BRAUN TG1000 hatte auch keinen Griff gehabt, ebenfalls dumm gelaufen.
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Blicken wir zurück auf 1967 - das Revox A77 war damals neu

Und das Revox Bandgerät setzte wirklich weltweit ganz neue Maßstäbe. Diese Type bzw. diese Geräte-Serie wurde nicht umsonst weltweit ca. 470.000 mal verkauft (und überwiegend im Schwarzwald gebaut).

Wir befinden uns mit dem Uher 630 aber volle 10 Jahre später im Jahr 1977 und sowohl das UHER 630 wie auch das ASC 6000 kamen in diesem Jahr neu auf den Markt. Ein Jahr vorher - 1968 - hatte Grundig sein neues dickes großes und vor allem erstes 3-Motorengerät TS 1000 vorgestellt.  (Die AEG/Telefunken Patente für die 3-Motoren Konzepte - gültig nur in Deutschland !!! - waren endlich ausgelaufen.)

Jeder Hersteller bzw. jeder Entwickler und damit auch die Marketing Entscheider bzw. Mitarbeiter und auch die Produkt-Vorentwicklung konnten sich also von den dann geltenden Mindeststandards - für diese Geräte-Klasse und diese Preisgruppe - ein Bild machen und völlig legal die Eigenschaften "evaluieren" und dann - man nennt das - "abkupfern". Egal, wie man über Grundig dachte, max Grundig setzte in dieser 3-Motoren Klasse wieder mal die Maßstäbe. Das war der natürliche Wettbewerb.

Beinahe hätte ich das BRAUN TG1000 vergessen
, das ja inzwischen auch bei UHER als TG1022 produziert wurde. BRAUN selbst hatte die Produktion schon in 1974 in weiser Voraussicht (das waren aber die Amerikaner von Gillette) eingestellt und fremd vergeben. Zuvor war die komplette Magnetband- Entwicklermannschaft (1972) geschlossen zu ASC "abgerückt" oder geflüchtet.
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Jetzt werfen wir einen genaueren Blick auf das UHER 630

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Zählen Sie einfach mal die roten Pfeile,
das sind jeweils einzelne kleine "Platinchen", die alle miteinander mit einer Vielzahl von Drähtchen verbunden werden müssen !! Also ich komme auf 16 Platin(ch)en.
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Die Theorie und die "Statistische Wahrscheinlichkeit"

Der Elektronik Ingenieur lernt schon in den ersten Semestern ein vermeintliches "Scheiß-Fach". Es heißt "Statistische Wahrscheinlichkeits Theorie" und ist im Studium erstmal sehr sehr "trocken". Man kann die Probleme nicht anfassen und hört nur mit dem halben Ohr hin. Später dann im (eigenen) Labor rinnt es mit Tränen aus den Augen, wenn man nämlich genau über die ehemals dort gelehrten Probleme stolpert und voll auf die Nase fällt.

Und diese Probleme sind ganz ganz einfach zu verstehen, wenn - ja wenn ... - einem der Dozent das damals lebhaft und vielleicht auch lustig hätte vermitteln können bzw. vermittelt hätte.

Grundsätzlich : Jeder Steckverbinder ist eine generelle potentielle Fehlerquelle, und sei er noch so gut (vergoldet) und noch so teuer. Das ist Gesetz, um das niemand rum kommt. Das mußten sogar die Militärs mit ihrer (extrem teuren) Military-Norm akzeptieren.

Also summiert man die Anzahl der Steckverbinder-Kontakte zusammen und rechnet dann mit einer Formel, in der die Erfahrungen der (Ausfälle der) letzen Jahre drinnen stecken, aus, wann dieses Gerät "statistisch" gesehen theoretisch ausfällt - besser formuliert : ausfallen "müßte".

Grundig hat aber mit seinen 1972er Olympia Farbfernsehern leider alle Statistiker Lügen gestraft. Die Ausfallrate war über 10 mal so hoch !!!! als errechnet. Die Kisten "starben" wie die Fliegen (sorry, das war jetzt etwas übertrieben, die Fernseher gingen zwar, hatten aber ein thermisches Problem, die Konvergenz der drei Farben "lief" weg oder auseinander und das sah grausam aus).

Diese Story mit den über 4.700 Fernsehern
auf dem Olympiagelände 1972 und den 150 schwitzenden Technikern mit dem 14 Stunden Dauerlauf-Tag finden Sie im Fernsehmuseum.
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Ein Blick auf die Motoren

Nachdem bei 2 von 5 Geräten die Wickelteller bereits eierten, hatte ich mir das mal genauer angesehen und festgestellt, so macht man das nicht. Auch bei einem (nur) Heimtonbandgerät im Studio-Look muß man das seriös befestigen und die Schrauben mit Locktight oder einem anderen Lack gegen Herausdrehen sichern.

Revox und ASC (und andere) haben dazu ja ganz gezielt die schweren Pabst Außenläufer- Motoren (mit außen liegendem Rotor) eingesetzt, weil man dort ein kleines Drehmoment mit weniger Wärmeverlusten feiner und graziler steuern kann.

Motoren mit innenliegendem Rotor erreichen dieses erforderliche Drehmoment (besonders mit Alu-Spulen) nur mit hohem Stromverbrauch und werden deutlich schneller warm bzw. heiß. Die große Philips Maschine läßt grüßen. Beim mehrmaligen Umspulen wird dort der Zugmotor glühend heiß. Gleiches gilt auch für diese UHER Wickelmotoren.
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Das Chassis von unten

Ein Blick auf die vielen "Platinchen

Zum Verständnis meiner Kritik an der Vielzahl der Platinchen.

Es ist überhaupt nicht schlimm oder gar schlecht, die einzelnen Funktionen auf einzelne Platinen zu verteilen. Man muß nur die Randbedingungen im Auge behalten.


Bei den Telefunken Militärgeräten spielt zum Beispiel der Preis eine völlig untergeordnete Rolle. Da wurden die tollsten und besten Steckverbinder verbaut. Die waren alle UV- und rüttelfest und alle waren immer vergoldet.



Bei UHER war das anders :
Uher ist seit 1976/77 in finanziellen Nöten, der Open-Reel Markt bricht ein und die Japaner räumen mit den großen Prozzo Prozzo Maschinen den Restmarkt ab, gnadenlos.


Die Produktion der aktuellen (1976er) 18cm Spulengeräte und auch der Uher 4000 und 6000 Reports ist (hier bei uns in München) zu teuer geworden.


Die Kalkulation stimmt nicht mehr. Bei den Report 4000 hat Uher noch ein Alleinstellungsmerkmal, bei den Spulengeräten aller Kategorien schon lange nicht mehr.


Bei der Produktion wird von den "Controllern" (den "Kosten-Überwachern") die Montagezeit in Montage-Minuten gerechnet und die Personal-Kosten werden pro Minute im Schnitt für das gesamte Typenspektrum kalkuliert.

Und diese Personalkosten sind bei allen deutschen Herstellern ausgeufert.



Und meine Hauptkritik ist, warum haben sie bei UHER von den Wettbewerbern und deren Entwicklungen nichts gelernt ?

Grundig brachte (bereits 1976 = ein Jahr früher) eine 3 Motoren Maschine (TS 1000) auf den Markt, weil die anderen (kleineren) Bandgeräte unverkäuflich wurden.

Die blitzenden und glänzenden Edelstahlfrontplatten der Japaner stahlen mit den 26,5cm großen ALU-Spulen allen deutschen schwarzen Optiken die Schau und die letztlich verbliebene Open-Reel Kundschaft (damals sehr oft die jungen Kunden) ließ sich (von den Japanern) gerne täuschen, denn innen drinnen sah es dort teilweise ganz schlimm aus.
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es geht weiter

Auffallend ist auch der unterschiedliche technische Standard der Bestückung und der Bauteile.


Es drängt sich der Verdacht auf, der oder die beteiligten Ingenieure waren noch zu sehr mit der analogen Technik verheiratet.


Wie gesagt, heutzutage im Jahr 2017 kann man die großen historischen (3-Motoren) Bandmaschinen der "in etwa" gleichen Herstellungs-Epoche offen nebeneinander stellen (wir haben sie fast alle hier) und vergleichen, wo und wie die Ingenieure die Bandgeräte-Funktionen mechanisch oder elektronisch "abgebildet" hatten.

Bei uns sind jetzt (Stand Aug. 2017) 5 UHER 630/631 (inzwischen 6 Geräte), 4 Revox A77/B77 sowie 2 Grundig TS1000 und eine TG 1000 (inzwischen 4 Stück) verfügbar, und natürlich eine Menge großer Japaner von SONY und AKAI und TEAC und sogar Tascam.

Fostex kommt auch noch.

Die Revox A700 und noch größere Geräte sind mir einfach zu schwer, das muß nicht mehr sein. Es bringt da keinen zusätzlichen Erkenntnisgewinn.
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Netzteil 1
Netzteil 2
Ein Montageblech ??
2 Kopfhörerbuchsen + Mikro

Zwei Netzteile und weitere Zusätze

Die elektronischen Regelungen für die Gleichstrom- versorgung sind auf zwei Netzteile aufgeteilt. Das geht gerade noch. Daß aber mitten im Gerät für eine einzelne Buchse nachträglich ein Blech reingeflickt wurde, ist nicht gesund. Das muß ja "auch noch" verschraubt und verschaltet werden und dann kostet jede Minute dieser (weiter oben erläuterten) Montage-Zeit zusätzlich richtiges Geld.

Weiterhin ist mir nie klar geworden, wer wirklich an einem Tonbandgerät irgend etwas mit 2 Kopfhörern abgehört hatte. Also zwei dieser ungeliebten Würfelstecker waren wirklich zu viel. Oder wollte man das im Prospekt als besonderes Feature auschlachten ? Also völliger Unsinn !


Auch mit der 5pol DIN Eingangsbuchse auf der Fontplatte konnte ich nichts anfangen. Bei allen meinen Arbeiten mit Bandgeräten über fast 30 Jahre wurde immer alles "vorher" fest verkabelt und nicht "on the fly", zumal der Transport der UHER 630 - ohne einen Trage-Griff - sowieso eine irre Quälerei war.

Und noch etwas war katastrophal. Die 630er Kisten stehen ohne diese beiden anschraubbaren Plastik-Winkel mit den beiden dicken Rändelschrauben nicht senkrecht auf dem Tisch.

Und wenn man die nicht dabei hat, wackelt das Teil ganz schlimm. Und man hat sie im Zweifelsfalle zuhause. Man muß also Pappe unterlegen . . . . .

Die großen Bandmaschinen von Revox, BRAUN, Grundig, SONY, TEAC usw. stehen dagegen - teilweise ohne Füße - zumindest stabil und senkrecht auf allen glatten Unterlagen, auch wenn sie keinen Tragegriff haben.
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Das mechanische Bandzählwerk "lief der Zeit hinterher"

Revox A700 Bandzählwerk
das Bandzählwerk und daneben der Netzschalter

Um in der (teuren) Spitzenklasse der 26,5cm Open-Reel Bandgeräte möglichgst weit oben mitzuschwimmen, reichte einiges von den Eigenschaften einfach nicht mehr aus. Alleine der so sehr herausgestellte "Omega Drive", der bei den Videorecordern schnellstens abgeschafft wurde, reichte nicht.

Und eine schnellstens zu verbessernde Eigenschaft war das mechanische Bandzählwerk primitivster Bauart. Da gab es endlich eine vernünftige digitale Logik-Steuerung und dann das. Bei der Revox A700 von 1973 (4 Jahre früher) war das mechanische Bandzählwerk an eine Umlenkrolle (und nicht an den Aufwickelmotor) angekoppelt und zählte in Minuten und Sekunden (bei der maximalen Bandgeschwindigkeit).

Nur, nach meinen Recherchen war hier auf dieser Laufwerksplatte - dem eigentlichen Chassis - nirgendwo eine Umlenkrolle, die man mechanisch hätte "anzapfen" (benutzen) können. Und es war auch kein Platz mehr da, eine solche einzufügen. Das optisch so tolle Konzept war in dieser Hinsicht leider völlig "vergeigt".
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Der Netzschalter liegt rechts außen

Das ist der relativ unwichtigste Schalter, den der Benutzer wirklich am seltensten braucht. Und dazu muß das 220V Netzkabel durch das halbe Gerät verlegt werden.

Diesen Schmarren habe ich bei den ganzen Hifi- Receivern, -Verstärkern und Tunern - aller Art und aller Kontinente - deutlich und scharf bemängelt.

Diesen Netzt-Schalter hätte man ganz bestimmt kostengünstig direkt oben über dem Trafo in der Mitte der Fontplatte unauffällig plazieren können und nur die Betriebs-LED irgendwo leuchten lassen. Auch hier wieder ein eigener spezieller Blechwinkel und das lange Kabel, das riecht nach gebastelt. Oder ob da (auch) ein "Professor" Dieter Rams im Hintergrund stand ?
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Nachrüstung und Umbau zur 631 Version

Endlich - ...... Cinch-Buchsen
und eine 6,5mm Klinke
die 630er bei uns im Labor

Leider wird heute keiner mehr erzählen können, wie oft es bei UHER wirklich ganz oben in der Chefetage geraucht und gekracht hatte, als die ganzen SG 630 Rückläufer (also die Hoffnungsläufer des abflauenden Marktes) wieder vor der Tür standen.

Nicht alle Kunden hatten sich so lange hinhalten lassen - wie unsere freundlichen (geduldigen) Spender und einige hatten danach einfach nur noch frustriert resigniert und uns diese "Kisten" dann geschenkt.

Nach meinen Befragungen wurden hunderte von 630 im Werk wieder zerlegt und "aufgerüstet". Das kostete natürlich viel viel Geld und dazu (kostbaren geheizten Lager-) Platz und entsprechendes Personal und auch noch eine teure Vorarbeit für die Materialbeschaffung, und das zu der Zeit, als bei UHER das Geld schon nicht mehr da war.

Aber wollte man die ganzen 630er einstampfen ? - wie bei SABA damals etwa 4.000 SABA Kühlschränke, die einfach unverkäuflich waren oder wie bei BRAUN die ganzen bekloppten an die Wand zu hängenden Waschmaschinen (angeblich etwa 10.000 Stück fertig hergestellt), die nie richtig funktionierten ? (- das Wasser lief zwar wieder raus, nur halt an der falschen Stelle).

BRAUN (-Hifi) und SABA hatten es einige Zeit überlebt, bevor dort die Fetzen geflogen waren. Von vielen anderen Firmen wie Körting und Nordmende und Schaub- Lorenz (sowie DUAL) Hifi-Geräten und Bandgeräten kamen diese "Abschreibungen" (unverkäuflicher Geräte) nie so recht ans Licht der Öffentlichkeit.

Es muß bei UHER jede Menge sogenannte Ressourcen (also Montage- Zeit und Geld) gekostet haben, und das war wieder ein Steinchen auf dem Weg in den Abgrund.

Das mit dem "Augen zu und durch" hatte nie funktioniert, selbst bei dem großen Max Grundig nicht, als 120.000 funkel-nagel-neue VCR Videorecorder der ersten VCR- Generation auf dem unfreiwilligen "Rückweg" ins Werk waren. (Oder waren das die Video 2000 Modelle ?)
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Trotzdem verblüffend, eine SG631 Maschine funktioniert.

Es widerspricht zwar jeder Logik (bei Tonbandgeräten), daß unsere Nummer 4 - bislang jedenfalls - funktioniert. Ich versuche jetzt herauszufinden, was dort anders oder besser gemacht wurde.
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