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Diese Story basiert auf einer "Betrachtung" ... so um 1958 ...

... jedoch einer sehr kritischen Würdigung. Somit können wir die damaligen Denkweisen und Daten mit den heutigen Erkenntnissen gegenüberstellen und kommentieren.

Die Idee von den Super-Büromaschinen wie IBM

Die Grundig-Bank als Drehscheibe der Grundig-Gewinne wurde in Gang gesetzt, nachdem der Rundfunk- und Fernsehgerätefabrikant sich zu einer spekulativen Expansionspolitik auf einem anderen technischen Gebiet entschlossen hat: Er stieß in die Büromaschinen-Industrie vor und will demnächst Super-Büromaschinen bauen.
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Sein Interesse an dieser Branche wurde geweckt, nachdem Grundig mit "seinem" (geklauten) Büro-Diktiergerät „Stenorette" ab 1954 hohe Umsätze erzielte (bisher wurden 211.500 Stenoretten verkauft). Aber noch aus einem anderen Grunde trachtete er schon lange danach, sich in der Büromaschinen-Branche anzusiedeln:

Er muß damit rechnen, daß der Verkauf von Rundfunkgeräten (vorläufig noch die tragende Säule seines Unternehmens) bald erheblich sinken wird, weil zumindest der Inlandmarkt inzwischen mit Rundfunkempfängern ziemlich gesättigt ist. Hingegen haben Büromaschinen fortgeschrittener Konstruktion auch in Zeiten rückläufiger Konjunktur als Rationalisierungsmittel einen Markt.

Da die Rationalisierungswelle auch in Westdeutschland immer stärker auf die Büroarbeit übergreift, steigt die Nachfrage nach modernen bürotechnischen Organisationsmitteln, elektromechanischen Spezial-maschinen und elektronischen Büro-Robotern, die Routinearbeiten in kurzer Zeit erledigen. Sehr begehrt sind zur Zeit elektromechanische Rechenmaschinen für kleine und mittlere Betriebe, ferner Buchungsautomaten und Fakturiermaschinen. Mit ihnen kann man sowohl laufenden Text schreiben als auch Zahlenkolonnen addieren und Zinsen oder Rabatte berechnen.

In den USA sind Großbanken bereits zu elektronischer Kontenführung übergegangen. Ein Chikagoer Elektrizitätswerk bedient sich elektronischer Kalkulatoren, die jeden Monat für 1,8 Millionen Haushalte Stromrechnung und Quittung ausstellen. Die Kalkulatorenanlage leistet in zwei Tagen die gleiche "Arbeit wie 500 Angestellte während einer Woche".

Da ausgebildete Fachkräfte fehlen, stellen auch in Westdeutschland immer mehr Großfirmen, besonders Banken, Versicherungen, Waren- und Versandhäuser einen Teil ihres Bürobetriebes auf Roboter um. So hat die Allianz Versicherungs-AG in München ein aus den USA importiertes Elektronengehirn in Betrieb genommen, das in 150 Stunden eine Versicherungs-Statistik fertigstellt, mit deren Ausarbeitung früher 25 Personen über ein Jahr lang beschäftigt waren.

Die Automation hat den amerikanischen Großfirmen, die sich auf die Herstellung von Robotern spezialisierten, steigende Gewinne eingebracht. So konnte der größte Produzent dieser Branche, die International Business Machines Corporation (IBM), seinen Umsatz von 1954 bis 1956 um 273 Millionen auf 734 Millionen Dollar (3,083 Milliarden Mark) erhöhen.
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Na, dann kaufen wir mal . . . .

Die alten Triumph Produkte 1955

Solche Gewinnchancen imponierten dem Rundfunkindustriellen Grundig derart, daß er sofort zugriff, als ihm Vorstandsmitglieder der Dresdner Bank das Einfallstor zur Büromaschinen-Industrie öffneten. Sie verschafften ihm zunächst die Aktienmehrheit der Triumph Werke Nürnberg AG, deren Aktienkapital von 8 Millionen Mark jetzt zu 97 Prozent Grundig gehört. Dazu bekam er im November 1957, ebenfalls über die Dresdner Bank, ein dickes Aktienpaket der Frankfurter Adlerwerke AG, das etwa 26 Prozent des Adler-Stammkapitals (insgesamt 15 Millionen Mark) repräsentiert.

 

Die Dresdner Bank, die an den Firmen beteiligt war und heute noch (in 1958) in ihren Aufsichtsräten vertreten ist, war froh, daß Grundig sich in beiden Fällen schnell entschloß.*

* "Die Dresdner Bank erlitt erst kürzlich durch den Zusammenbruch einer anderen alten Zweiradfirma, der Victoria Werke AG in Nürnberg, einen Verlust von etwa zwei Millionen Mark. Das verschuldete Unternehmen wurde vom Flick-Konzern übernommen."

 

Die Firmen hatten sich nach 1948 vorwiegend auf die Motorradproduktion konzentriert; die Büromaschinen-Fertigung lief schmalspurig nebenher. Als dann die Absatzkrise in der Zweiradindustrie ausbrach, merkten die Vorstände, daß sie fehlspekuliert und fehlinvestiert hatten.

 

„Bei Triumph war es fünf Minuten vor zwölf, als wir einstiegen", sagt Grundigs Finanzberater Josef Schäfer, „und bei den Adlerwerken müssen etwa 40 Millionen Mark Schulden (davon fünf Millionen vordringlich) getilgt werden. Dabei muß die Bank mithelfen."

 

Der Dresdner Bank kommt es vor allem darauf an, daß der Rationalisierer und Erfolgsgeschäftsmann Grundig beide Unternehmen — die Triumph- und die Adler-AG — schnellstens reorganisiert, so daß sie wieder rentabel arbeiten. Grundig hat im Laufe der letzten Jahre etwa 700 Techniker und Ingenieure angestellt, die in seiner Elektromechanisehen Versuchsanstalt Fürth (das ist eine eigenen Firma) zahlreiche Entwicklungsaufgaben lösen. Aus dieser technischen Eingreifreserve stellte Grundig ein rundes Dutzend Spitzenleute für die Triumph Werke Nürnberg AG ab".

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