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Juni 2010 -
Ein Versuch der Wiedererweckung des SG630-Logic

Sieht einfach toll aus
doch hinter den Kulissen

Es war Zufall, daß die Revox B77 soeben mit einer gewaltigen großen weißen Rauchwolke und viel Gestank abgeraucht ist und die ASC 6002/4 eine so miserable Hinterband-Qualität hingelegt hatte, daß es zum Digitalisieren nicht verwendet werden konnte. Die Halbspurbänder habe ich dann mit der uralten Revox A77 MKII überspielt - obwohl die A77 dabei sehr heiß wird -  übrigens hat das hervorragend funktioniert.

Dann fiel mir unser UHER 630 Gerät ins Auge
und ich habe es angeschaltet. Also es ging an - ohne zu mucken. Doch der linke Wickelteller samt der 26,5er Aluspule wackelte wie ein Lämmerschwanz, der rechte war bombenfest. Also erst mal aufschrauben und nachsehen.

Diese Plastiktechnik ist aus der Erinnerung nicht mehr "UHER like", das ist leider Murks. Der Motor mit den drei kleinen M3 !! Schrauben und der Wickelteller oben drauf auch mit drei klitzekleinen M3 !! Schrauben war nicht mehr fest ? Wie kann soetwas vorkommen.

Die Kreuz-Schrauben waren auch schon vermurkst. Ich habe noch nie an einer Revox oder einem anderen Dreimotoren-Bandgerät die Motoren oder die Wickelteller wieder festschrauben müssen, außer ich hatte sie aus Neugierde selbst ausgebaut.
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Fast hat die 630 schon das KO-Kriterium erreicht . . . .

und hier das (erste) Uher Anschlußfeld eines SG 630 mit 5pol Würfelbuchse

Dann habe ich die Cinch Strereokabel aus der Revox (vorher in der ASC, davor in der Akai, davor in der Sony) hinten in die 630 einstecken "wollen" ! Ach - Mist, die 630 hat ja gar keine Cinch-Anschlüsse.

Nachtrag der Redaktion: Ein Leser schreibt uns, es gab da eine Exportversion des SG630 mit Chinch Anschlüssen. Es gab aber nie Beides wie bei Revox oder ASC und vielen anderen, auch aus Japan sogar und es wäre doch so simpel gewesen.

Das ist natürlich falsch, es gab (aber erst später) beim UHER SG 631 beides
, siehe weiter unten.


Na gut, dann erst mal mit dem Referenz-Kopfhörer Beyer DT 931 reinhören, was da drauf sein könnte. Aua, das geht ja auch nicht, das ist eine 5 Pol DIN-Buchse (genannt Würfelstecker) und der Beyer hat nur kleine und große 3.5mm Klinke.
Woher jetzt nach 30 Jahren (Lieferung 1977) gleich zwei solche exotischen DIN-Adapter her bekommen ? Also selbst löten ? Die Lust schwindet.
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die original DIN Buchsen
beim 631 überarbeitet mit Chinch
und vorn mit der 6,3mm Klinke

Nochmal zu den Anschlußbuchsen

Es stimmt wirklich. Die versenkt angeordneten Anschlußplatten auf der Rückseite der ersten UHER 630 hatten nur DIN Buchsen.

In der laufenden Produktion wurden an Geräten ab einer unbekannten Seriennummer die vier Cinch-Buchsen Paare zu den DIN Buchsen "ergänzt" und bei der Umrüstung bzw. Modifikation von Modell 630 auf Modell 631 wurden nur noch diese DIN/Cinch Buchsenplatten verbaut.

Auch bei den beiden Kopfhörerbuchsen auf der Frontseite wurde nachgebessert.

Auf einmal gab es als zweiten Kopfhörerausgang eine international gängige 6,3mm Stereo-Klinkenbuchse. - Leider viel zu spät. Der Zug war bereits abgefahren.
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1977 war der Hifi Markt fast schon fest in japanischer Hand.

seit 1967 Standard weltweit

Und die Kunden mixten die Receiver oder Verstärker aus Japan mit den Plattenspielern aus dem Schwarzwald oder aus der Schweiz und die Bandmaschinen wurden teilweise noch aus Germany angeschafft. Ich meine natürlich die Maschinen, die fast nur noch aus dem deutschen Revox Werk aus Löffingen kamen. Selbst der "dumme" bzw. der unbedarfte Kunde schaute akribisch auf die "Connectivity", also die einfache Verbindung der Komponenten, wenn schon die internationalen Pegel deutlich zu hoch waren für deutsche Geräte.

Ob sich die Mühe lohnt ? Es war damals leider eine Totgeburt.

Ampex Anschlüsse 1954
die Japaner = universell !!
die Leiste der ASC 6000

Ich habe dann in meinen Erinnerungen gekramt, welches Gerät aus der Spitzenklasse in der Mitte der 70er genauso weltfremd auf den Markt gekommen war ? Vielleicht das Saba 600SH von 1964, doch das war 10 Jahre vorher, vielleicht das Grundig TS 1000 (war auch ein Flop) oder das große Philips ? Bei den kleinen Consumerbandgeräten mochte das ja noch gehen, doch hier in der Edelklasse der Oberklasse ?

Akio Morita, der (Mitbe-) Gründer von Sony hatte bereits 1955 (neunzehnhundert und fünfundfünfzig) !!!!!!!! erkannt, der Erfolg irgend eines Produktes wird weder in dem kleinen Japan noch in dem verzettelten vielsprachigen Europa gemacht, es muß sich alleine auf dem US-amerikanischen 240 Millionen (Einwohner-) Markt beweisen. Warum haben "wir" in Deutschland das selbst 40 Jahre danach immer noch nicht kapiert ?

Für unsere mobile Ausstellung
"Opas Traum, ein Tonbandgerät" hatte ich bei uns die wirklich allerletzten der großen 26,5cm Boliden zusammen gestellt. Ein Gerät aus der Endphase der Open Reel Consumer-Bandgeräte ohne Cinch ist nicht dabei. Und bei den Voll-Profis waren es schon immer Groß-Tuchel und später Kleintuchel (DIN-Stecker mit Verschraubung) und dann nur noch Cannon XLR Steckverbinder.

Hatten die Entwickler und Marketingleute denn alle Tomaten auf den Augen ? Revox hat von der A77 Klasse etwa 470.000 Stück auf dem Weltmarkt abgesetzt, Braun, ASC und UHER in dieser Klasse jeweils nicht mal 20.000. Das konnte doch nicht verborgen bleiben.
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Der ehemalige Eigentümer hatte nur ganz wenige Bänder mitgebracht, davon sein einziges Band auf Uher Aluspulen.

Und von diesem Band fallen die Brocken meterweise ab. Es ist eines aus den sonderbaren Chargen von BASF und 3M, bei dem sich die Schicht meterweise vom Trägerband löst. Wieso bröckeln eigentlich die AGFA Bänder nicht ? Stimmt es wirklich, daß AGFA die besten Rohwickel Materialien hergestellt hatte ?

Nachtrag der Redaktion: Ganz bestimmte Agfa Chargen schmieren ganz grausam und sind auch nicht mehr spielbar, nicht ein einziges Mal. So hatte fast jeder Hersteller seine Leiche im Keller. Manche hatten sogar einen ganzen Friedhof.


Dieses Band ist noch nicht rückseitenebschichtet und daher noch hellbraun und ohne Aufruck, also ein unbekannter Hersteller. An den Bildern sieht man deutlich den Fluch der Chemie, wenn die Schicht nur mäßig auf dem Trägerband haftet und nach einigen Jahren abbröckelt.

Ein absoluter Supergau oder auch der Alptraum eines jeden Archivars, wenn auf dem Band oder der Bibliothek unwiederbringliche Zeitdokumente drauf sind.

Also nach diesen Erfahrungen lieber erst mal rein gucken, ob es drinnen noch ok ist.


Übrigens, ein weiteres UHER 631 ist in 2011 und noch eines ist in 2012 eingelandet und noch eines in 2017.
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