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Dez. 2021 - Auch unser ONKYO TA-2870 geht nicht mehr.

von Gert Redlich im Dez. 2021 - Das war nach 25 Jahren zu erwarten. Die CC-Kassettengeräte der Baujahre 1980 bis 2010 gingen sehr oft bereits nach wenigen Jahren nicht mehr. Das Modell TA-2870 wurde von 1991 bis 1995 gebaut !! und verkauft. Unseres ist aus dem Jahr 1995. In den einschlägigen ONKYO- oder Tonband-Foren finden Sie die ersten Ausfälle bereits in 2003. Das ist sehr bescheiden.

Das Hauptproblem ist die motorische 5-fach Nockenwelle

Hier untescheiden sich die Marketing-Sprüche diametral von der Realität. Mechanik ist immer anfälllig für Verschleiß und Abnutzung. Und sei es nur bei den Gleitflächen von metallnen Nocken auf einer runden PVC- oder Nylon-Welle mit diversen Höckern (Nocken).

Bei den ONKYO CC-Recordern haben - in bestimmten Baureihen - fast alle Modelle dieses Problem. Bei einigen dreht der Motor gar nicht mehr. Er ist - bei zunehmender aber unbemerkter Schwergängigkeit - zu oft heiß gelaufen, bei anderen - wie bei unserem jüngeren und wenig benutzen Gerät aus 1995 - ist die Schmierung der Führungen der Kopfträgerplatte (ein Eisenblech-Stanzteil) ausgehärtet oder entfleucht. Selbst mit der Schnabel-Zange war es mühsam, diese Stanz-Platte nach oben zu drücken. Bei wieder anderen sind die 3 Schließ-Kontakte der Nocken 3, 4 und 5 korrodiert und der Motor dreht entweder dauernd durch oder er dreht gar nicht mehr.
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Beim Öffnen und Zerlegen ist Geduld angesagt.

Also so auf die Schnelle ist das nicht zu lösen. Zumindest eines fällt sofort positiv auf, das Chassis ist auch geöffnet erstaunlich stabil. Mit 2 x 3 Seitenschrauben und 2 auf der Rückseite ist der Deckel ab.

Die schwarze Alu-Front-Blende ist oben und unten mit zusammen 5 oder 6 schwarzen Schrauben befestigt und geht auch ganz leicht ab. Die Kassettenschacht- Kunststoff-Verkleidung mit dem Fenster kann im geöffneten Zustand mit sachter Kraft nach oben abgezogen werden.

Das eigentliche CC-Laufwerk wird mit weiteren 5 Schrauben oben und unten befreit. Insgesamt 2 Kabelbündel (Steuerkabel und Audiokabel) sind auf der Hauptplatine unverwechselbar steckbar und können vorsichtig herausgezogen werden. Das Laufwerk kann - ebenfalls mit etwas Geschick - nach innen gedreht und geschoben und entnommen werden.
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Hier werkeln nur 2 Laufwerksmotoren (und 1 Hilfsmotor)

In dem Laufwerk werkeln 1 Capstan und 1 Wickelmotor. Es gibt auch nur 2 Riemen, den flachen breiten um die beiden Schwungscheiben und den ganz dünnen links zu dem Bewegungs-Sensor.

Ein vorne innen im Laufwerk befindliches schwarzes Abdeckblech ist nur mit zwei schwarzen Schrauben befestiigt und muß auch noch weichen.
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Wir wollen 2 Funktionen reparieren, den Hilfsmotor mit der Nockenwelle und die 3 Positionskontakte auf den Nocken 3, 4 und 5.
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Der kleine Hilfsmotor ist mit 2 Schrauben befestigt. Die eine sieht man, die andere erahnt man. Auf dem rechten Bild sehen Sie beide Positionen. Einmal das Innengewinde in der Achse der Nockenwelle und einmal das Loch im Montageweinkel.

Da wir ohne Schaltplan dran gehen müssen, vermuten wir aufgrund der Fehlfunktionen die Bedeutung der drei Federkontakte auf der Nockenwelle.

Wie man auf dem Bild sieht, haben wir an den Motor ein Gleichstrom- Labornetztgerät angeschlossen und betreiben den Motor zwischen 5 und 6 Volt mit 0,1 bis 0,2 Ampere. Dann rennt er ganz schön, also wieder runter auf 4 Volt und etwas laufen lassen. Also unser Motor ist ok, jedenfalls ohne Last.
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Die Nocken 1 und 2 waren anfänglich mal geschmiert

Nocke 1 hebt bzw. drückt die Kopfträgerplatte gegen die Rückholfedern nach oben und braucht die meiste Kraft. Nocke 2 lockert die beiden Bremshebel an den Wickeltellern mit geringer Kraft. Die Nocken 3 bis 5 öffnen und schließen die 3 Federkontakte. Eigentlich ist es ganz einfach, wenn es nur immer funktionieren würde.

Die Schwierigkeiten liegen im Detail, im Veschleiß bzw. im zunehmenden Wegfall der Schmierung der Gleitflächen auf der Nockenscheibe 1 .
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Der Ausbau und Einbau des Motors mit den beiden Schrauben sind sehr fummelig. Sowohl die Achse der Nockenwelle als auch der lange Stehbolzen unter dem Blechwinkel haben sogenannte Zentrierhilfen, die man beim Zusammenbau mühsam wieder finden und einrasten sollte. Sonst stimmt die Mechanik nicht mehr.
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Unter dem Laufwerk ist eine Abdeckung

Die schützt die beiden Kabelbäume auf dem Weg zur Hauptplatine. Diese Abdeckung muß zwecks Fetten der Führungsbolzen der Kopfträgerplatte ebenfalls entfernt werden und später wieder dran.

Bezüglich des Schmierens

Seien Sie ganz ganz vorsichtig mit dem Staucher-Fett oder dem KFZ-Fett, mit dem man z.B. Kugellager dauerhaft fettet. Diese Fette leben viel länger als dieses ONKYO Fett von 1995. Dennoch gasen die ganz sachte aus und verteilen diesen Nebel im ganzen Gerät. Im Video-Recorder mit der schnell laufenden Trommel war das der KO-Tropfen, vor allem bei Grundig. Also so wenig Fett wie irgend möglich und so gezielt wie irgend möglich anwenden.
Auf keinen Fall Öl verwenden und schon gar nicht irgend welche Sprays - egal welcher Art.
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Die Kontakte vorsorglich "säubern" und nicht verbiegen

wirklich nur 400er Schmirgelpapier benutzen

Die Kontakte sind sogenannte Schließer und sind sehr leichtgängig und deshalb empfindlich gegen Verbiegen. Im Urzustand sind sie offen und die Nocken schließen diese Kontakte. Wenn es am Ende wieder funktioniert, sehen Sie, daß da eine Grundposition "gemeldet" wird und weiterhin das Umspulen nach links und nach rechts durch beidseitiges Verdrehen der Nockenwelle erkannt und abgefragt wird.

Aus obigem Satz erkennen Sie auch, daß der Gleichstrommotor in beide Richtungen angesteuert wird. Im ausgebauten Zustand kann er endlos drehen ohne Schaden zu nehmen. Auch beim Einbau ist die Stellung der Nocken erst mal unerheblich. Beim Einschalten versucht die Elektronik, die Mittelstellung (die Ausgangsposition) der Nockenwelle wieder herzustellen.
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Und daran erkennen Sie sofort, ob Ihre Reparatur funktioniert hatte.
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Die Aktion im ausgebauten Zustand testen

Das Laufwerk im Laborzustand
Eine Kassette simulieren
Den Gummiring an dieser Stelle brauchen wir unbedingt

Haben Sie die gefettete Nockenwelle und den Hilfs-Motor wieder sorgfältig zentriert befestigt und die Abdeckung unter dem Laufwerk auch wieder dran, können Sie - immer noch im Laborzustand - das Laufwerk mit den beiden (zu erkennenden Laufwerkkabeln) an der Hauptplatine anschließen und den Probelauf mit dem Regeltrenntrafo starten. Die Audiokabel sind nicht notwendig.

Beim Einschalten darf der Hilfsmotor kurz zucken und eventuell ganz kurz drehen. Dreht er gar nicht oder dauernd, ist etwas schief gelaufen.

Die Kopfträgerplatte müsste jetzt unten sein und Sie können den bislang noch offenen Schacht ohne Kassette ins Laufwerk drücken. Geht das nicht, hat der Hilfsmotor die Nockenwelle nicht auf Anfang initialisiert.

Mit 2 Fingern, also bei mir hier im Bild mit dem linken und dem rechten Finger drücken Sie diese beiden "Fühler" nach oben und die Umspul-Tasten Links und Rechts müssten schon mal funktionieren.

Die Nockenwelle ruckt (dreht) sichtbar entweder kurz nach links oder kurz nach rechts. Auf "Stop" ruckt (dreht) sie wieder in die Nullstellung. Auch die Wiedergabetaste dürfte funktionieren. Hier macht die Nockenwelle eine große Drehung und hebt die Kopfträgerplatte nach oben, obwohl keine Kassette drin ist. Unsere Finger simulieren das so.
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Wenn das alles nicht geholfen hatte, brauchen Sie einen Fachmann

Und ein Service Manual für den 2870 Recorder muß her.

Übrigens habe ich mir ein Stück Alublech unter das ausgebaute Laufwerk geschraubt, damit es von alleine stehen bleibt und nicht dauernd umfällt.
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Warum treiben wir diesen ganzen Aufwand ?

Um mal einen sauberen Nachweis der echten machbaren Qualität der besten analogen Compact Cassetten und der zugehörigen Recorder zu bekommen, winken wir die letzten 3-Kopf Spitzengeräte der Kassettenzeit zu uns ein und werden die mit mit edelster Musik auf den bestmöglichen Bändern bzw. Kasssetten quälen und dann Vorband und Hinterband Vergleiche in Wave-Dateien schreiben.

Mehr steht hier im Hifimuseum :

http://www.hifimuseum.de/die-cc-kassettenqualitaet-2.html

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