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Jetzt war das Band der Schlüssel zum Erfolg.

Am Anfang gab es ein schwarzes Band mit Magnetit (Carbonyl, "schwarzer Magnetit"), dann wurden Bänder mit rotem Magnetit (es war rotes Eisenoxid gamma-Fe2O3) geliefert, die erheblich mehr Lautstärke als die Vorgänger brachten. (Anmerkung: es waren ca. 6db) Auch in puncto Festigkeit waren die Bänder erheblich besser geworden.

 

Westpfahl: Diese Bänder waren insgesamt 6,5 mm breit, davon waren teilweise nur 4 ... 4,5 mm aktive Schicht "beschichtet"; aus irgendwelchen gießtechnischen Gründen hat die Spurbreite geschwankt.

 

Thiele: Ich habe in Schüller'schen Unterlagen von Bändern gelesen, die ursprünglich 5 mm breit waren; die Breite wurde später auf 6,5 mm erhöht, Schüller weist darauf ausführlich hin.

Dr. Schiesser: Es ist ungünstig, wenn Kopfspiegel und Bandbreite gleich sind. Es war also die Frage: macht man ein schmaleres Band, was an einem breiten Kopfspiegel vorbeiläuft, oder macht <das Band breiter und den Kopfspiegel schmaler). In jedem Fall sollte eine Schwankung der Laufhöhe nicht zu einer Schwankung der Lautstärke führen, also zu einer <unerwünschten> Amplitudenmodulation. Zuletzt hat man sich entschlossen, das Band etwas schmaler, 6,5 mm, als den Kopfspiegel, nämlich 7 mm, zu machen.

 

Thiele: Unabhängig von der Entscheidung "breiter oder schmaler?" führt Schüller in einem Schriftstück aus: wir hatten ursprünglich ein 5 mm breites Band. Wegen mangelnder Festigkeit haben wir die Breite von 5 auf 6,5 mm erhöht. Schüller weist also besonders auf die Festigkeitsprobleme hin, von denen Sie auch sprachen.

 

Westpfahl: Was Dr. Schiesser sagt, ist plausibel. Wenn man das Band ausgestreckt auf den Tisch legte, war es oft säbelförmig. Es war leicht gebogen, Kinderkrankheiten der Fertigung. Daher bewegte sich, abhängig vom Bandzug, das Band auf und ab, obwohl schon bei der K1 Bandführungen vorgesehen waren: am Kopf gab es zwei gabelförmige Führungsstücke, die verhindern sollten, daß das Band herunterfiel, unter den Kopf oder die Gummirolle lief. Diese Bandführung wurde später in der Art geändert, daß man Führungsstücke vorsah, die anfangs durch Achatscheiben begrenzt waren. Diese haben sich aber in keiner Weise bewährt, weil die Kanten des Filmbands die Achatscheiben einschliffen und damit zum Reißen beitrugen. Man setzte dann sehr bald gesinterte Widiascheiben ein, die niemals vom Band beschädigt wurden.

 

Thiele zitiert Mullin, der die "deutsche" Bandbreite 6,5 mm auf das "amerikanische" Maß 1/4 = 6,35 mm änderte.)  Das deutsche Band war also damals 6,5mm breit.

Die K 4 war eine vollkommene Neukonstruktion.

endlich perfekt - das AEG Magnetophon K4

Westpfahl: Nachdem wir die K2 und K3 1936/37 gebaut hatten, war die AEG K4 (von 1938) eine vollkommene Neukonstruktion. Die K4 hatte einen feststehenden Kopfträger (einen nicht einschwenkenden Aufnahmekopf), der sich abnehmen ließ. Sechs Steckkontakte übernahmen die Zuführung zu den einzelnen Köpfen. Die K4 besaß einen neuartigen, breiten Löschkopf, der auch im Labor (FmLb) entwickelt wurde. Da nun die Köpfe feststanden, das Band also immer (auch bei Wiedergabe) mit den Köpfen in Kontakt war, mußte man eine Lösung finden, die die permanente Magnetisierung des Löschkopfs und des Sprechkopfs beseitigte. Man hatte im Labor eine geniale Lösung in der Form gefunden, daß beim Anhalten des Bandes ein Schwingkreis auf die in Reihe geschalteten Lösch- und Sprechköpfe geschaltet wurde, die Köpfe also automatisch mit einer großen (Anfangs-) Amplitude entmagnetisiert und wieder in den jungfräulichen Zustand versetzt wurden.

 

Das K4 Gerät war schon eine schöne Einrichtung. Es war eine kompakte Einheit in der Form, daß in den nach hinten verbreiterten Rahmen ein Aufnahmeentzerrer eingebaut wurde. Dieser bestand aus einem Trafo, der nach der Rundfunknorm für 1,55 V (Nullpegel) ausgelegt war. Dann folgte eine entsprechende Entzerrungstufe, die mit überlagertem Gleichstrom die Betriebs- und Arbeitsströme für den Sprechkopf erzeugte.

 

Der Wiedergabeentzerrer war separat ausgeführt, und zwar war das eine sehr aufwendige Konstruktion: ein schlankes Chassis mit zwei in weichem Merinofilz gelagerten Sockeln für die EF12k, das seinerseits aus Abschirmgründen in einem großen, filzgelagerten Blechkasten eingesetzt war und mit jeweils fünf Steckkontakten in die Rahmenkonstruktion hineingeschoben werden konnte. Damit hatte man eine kompakte Einheit für Aufnahme und Wiedergabe, die einen Ausgangsspegel von 1,55 V an 200Ohm lieferte.

 

Dr. Schadwinkel: Die K4 war speziell für den Rundfunk gebaut. Deshalb die hohen Anforderungen an Kling-Unempfindlichkeit.

 

Westpfahl: Auf der linken Seite waren die Anschlüsse über Kordelklemme (?) für die Rundfunkpegel angebracht und das Gerät genügte, wie gesagt, den Rundfunkbedingungen. Eingangsspannung und Wiedergabespannung 1,55 Volt.

 

1943 wurde nach Bombenangriffen die Magnetophon-Fabrikation nach Zühlsdorf verlegt, wo man in Ruhe zu arbeiten hoffte. In dieser Zeit wurde ich - nachdem mir aus Protektionsgründen ein Parteimann als Vorgesetzter zugemutet wurde - auf meinen Wunsch aus der Magnetophon- Fertigung wegversetzt, so daß ich über die weitere Entwicklung nicht mehr berichten kann.

Und dann sprach man über Stereo

Heinz Thiele erwähnt eine Tabelle, die den Gang der Magnetophon-Entwicklung beschreibt. In dieser Tabelle sind weitere Einzelheiten aufgeführt, die von Dr. Schiesser ausgeführt werden sollen. Herr Hahn habe einige Bilder aus dem "Album" von H. Westpfahl reproduziert.

 

Westpfahl erwähnt, Hahn seinerseits habe viele Bilder aus dem AEG-Archiv beigesteuert. (von Thiele nach Stereo-Magnetköpfen gefragt) Ich kann mich - nachdem mir das zunächst nicht mehr erinnerlich war - an Magnetköpfe erinnern, bei denen das Paket seitlich verzogen war, um Platz zu haben für die Wicklung gegeneinander / gegenüber.

 

Dr. Schadwinkel: Das muß um 1942 gewesen sein - es hat schon die Hochfrequenz (-vor-magnetisierung) gegeben. Dr. von Braunmühl meinte seinerzeit, wir müssten nun auch Stereo machen. Wir haben Stereoköpfe gebaut - (Einwürfe: versetzt, unsymmetrisch, verschränkt) - wobei sich die Unsymmetrie hinterher als nachteilig herausgestellt hat, weil sie störanfällig gegen Einstreuungen war (während ja ein Vorteil des Ringkopfes der ist: was auf der einen Seite hinein geht, geht auf der anderen Seite gegenphasig hinein und kompensiert sich).

die alten 1944er Stereobandaufnahmen gibt/gab es auch auf Schallplatte

Solche Köpfe sind bei mir vorhanden und von einem Herrn Westpfahl als Stereoköpfe beschriftet. "Erwähnung eines Vorführraums bei AEG, der durch eine Bombe zerstört wurde".

 

Wann haben Sie die ersten Stereo-Köpfe der AEG an den Rundfunk verkauft?

 

NN: Das war kein Verkauf, das lief alles unter der Hand. Es war damals strengstens verboten, nicht kriegsgebundene Forschung zu betreiben. (Exkurs über Stereoton beim Lichtton; Artikel von Otto Schwandt über Stereofonie - 1942? - in der Funkschau)

 

NN: Wir haben mit Dr. Heck Stereoaufnahmen im Funkhaus Berlin gemacht.

(Anmerkung der Redkation: die Downloadseite findenSie hier.)

Dr. Schadwinkel: Ich habe mich lange mit v. Braunmühl über die zweckmäßigste Art der Aussteuerungsmessung für Stereoaufnahmen gestritten. Es war die Frage, ob man zwei Instrumente für beide Spuren haben sollte oder ein Summen- und ein Differenzinstrument, das die Seiteninformationen getrennt anzeigte. Das ist eine Weltanschauungs(-frage), über die wir lange gestritten haben. Das war zu einem Zeitpunkt, als es die Stereoköpfe längst gab. Aber ich halte es für unwahrscheinlich, daß darüber publiziert wurde.

 

Es folgt ein verbaler Exkurs über einige Stereo-Lichttonfilme, die während des Krieges in Berlin vorgeführt wurden - Thiele: darüber sei publiziert worden.

 

Bitte weiter auf der nächsten Seite.

 

 

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