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Einladung am 10. April 1956

Zum 10 jährigen Jubelfest unseres Betriebes, das wir am 10. April 1956 gemeinsam begehen wollen, sind Sie herzlich eingeladen.

Wir freuen uns, Sie um 16 Uhr im Speisesaal begrüßen zu dürfen.


Ihre WOLFGANG ASSMANN GMBH
(Wolfgang Assmann GmbH, Fabrik elektroakustischer Geräte Bad Homburg v.d.H.)
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1946-1956 - Zehn Jahre Firma Wolfgang Assmann

Wir feiern heute das zehnjährige Jubiläum des Bestehens unseres Unternehmens. Zehn Jahre Firmengeschichte sind eigentlich nicht sehr viel. Es gibt Firmen, die ihr 25jähriges, 50jähriges oder sogar ihr 100jähriges Jubiläum feiern.

Ein derartiges Jubiläum ist ja eigentlich wert, richtig gefeiert zu werden. Aber inzwischen habe ich mich doch davon überzeugen können, daß die ersten zehn Jahre Firmengeschichte doch die schwersten sind.
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Die Jubiläumspost Seite 1

Wenn wir jetzt Rückschau halten auf all das, was sich in den wenigen Jahren ereignet hat, so können wir eigentlich über das Ergebnis erfreut sein. Wenn ich Rückschau halte, kommt mir die Zeit eigentlich gar nicht so lange vor.

In dieser Zeit hat sich so viel ereignet, und wir sind alle so von den Ereignissen voran getrieben worden, daß uns allen kaum bewußt ist, daß diese zehn Jahre nun schon vergangen sind.
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Wie sah es denn am 10. April 1946 aus?

Es war gerade ein Jahr nach Beendigung des Krieges. Das Geld hatte seinen Wert verloren und niemand hatte Lust, überhaupt zu arbeiten. Wozu denn überhaupt Werte schaffen, wo es doch überhaupt keinen Wertmesser für die menschliche Arbeit gab!

Aber im Stillen hoffte ja doch jeder, daß diesem unglücklichen Zustand doch einmal ein Ende gemacht werden würde. Und so möchte ich einmal berichten, wie wir angefangen haben.
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Der erste Mitarbeiter - Willi Viecenz

An diesem Tage saß vor mir in meiner reichlich zerbombten Wohnung am Hessenring der erste Beschäftigte unseres Unternehmens, Willi Viecenz, als Angehöriger der Marine soeben aus der Kriegsgefangenschaft entlassen.

Auch er wollte arbeiten! Ich hatte in diesen Tagen den Entschluß gefaßt, für das seinerzeit in Bad Homburg beheimatete Rundfunktechnische Institut Verstärker zu fertigen, die für den Wiederaufbau des Deutschen Rundfunks bestimmt waren. Material wurde aus vorhandenen Beständen zum größten Teil zur Verfügung gestellt.

Was fehlte und was wir geschafft haben

Was fehlte, waren Leute, die bereit waren, mit ihrer Hände Arbeit eigentlich aus dem Nichts heraus etwas zu schaffen. Zu unserem heutigen Jubilar, Willi Viecenz, gesellten sich dann noch einige andere Mitarbeiter. Liebenswürdigerweise hatte die Firma PIV, unser jetziger Nachbar, einige Räume in ihrem Unternehmen zur Verfügung gestellt und es konnte losgehen.

Es wurde fleißig geschafft, wenn wir auch mit vielen Widerwärtigkeiten zu kämpfen hatten. Die Schwierigkeiten der Materialbeschaffung brachten uns oft zur Verzweiflung. Der Winter kam, es mußten Öfen beschafft werden und - was noch schlimmer war - auch das Brennholz. Gemeinsam zogen wir in den Taunus, um die uns zugewiesene Brennholzmenge zu schlagen.

Unser Auto, ein Mercedes-Benz 170 V

Und wer in aller Frühe als erster da sein mußte, um Ofendienst zu machen, weiß ein Liedchen davon zu singen, welche Mühe es machte, eine Werkstatt einigermaßen „rauchfrei" zu halten. Wir hatten auch ein Auto! Einen Mercedes-Benz 170 V mit Holzkohlenbetrieb. (Nicht vielen dürfte bekannt sein, daß unsere Chefin Spezialistin für Kraftfahrzeuge ist, die mit Holzkohle betrieben werden!) Aber das hat uns sehr wenig ausgemacht. Es wurde halt weitergekämpft.

Die Währungsreform

1948 ist auch nicht spurlos an uns vorübergegangen. Auch der Schrecken wurde überwunden. Auf der Herbstmesse 1948 zeigten wir die ersten beiden Holzmodelle unseres DIMAFON, die auch noch jetzt einen Ehrenplatz in unserem Museum haben! Sie sollen sogar tatsächlich noch funktionieren. Und dann wollten wir groß in die Fabrikation steigen! Aber das kostete Geld, und das mußte auch besorgt werden.

Montagebetrieb Waisenhausplatz

Ich erinnere nun an die weiteren Etappen: Montagebetrieb Waisenhausplatz, Neubau 1949, 50, 51, 52 usw. Eine Verkaufsorganisation mußte aufgebaut werden. Das Produktionsprogramm wurde erweitert. Ich erinnere an DIMAFON-Automatik für die Deutsche Bundespost, Vielspur-Magnetband-Anlagen für die Flugsicherung, Zeitansagegeräte und so viele besondere Spezialgeräte auf dem Gebiete der magnetischen Schallaufzeichnung.

Erst 10 Jahre und schon Weltgeltung

Die Firma Wolfgang Assmann GmbH besitzt nunmehr einen führenden Namen auf diesem Gebiet - unsere Erzeugnisse haben tatsächlich Weltgeltung erreicht.

Oft bin ich gefragt worden, wie wir das nun eigentlich in dieser verhältnismäßig kurzen Zeit geschafft haben. Darauf weiß ich nur die eine Antwort zu geben: Nur durch eine unermüdliche Gemeinschaftsarbeit aller Mitarbeiter, sei es innerhalb des Betriebes, sei es innerhalb der Verkaufsorganisation!

Mein Dank an alle Mitarbeiter

Ihnen allen möchte ich am heutigen Tage besonders danken. Es wird feste weitergearbeitet und ich hoffe, daß die nächsten 15 Jahre, also bis zum 25-jährigen Jubiläum, das man erst richtig feiern sollte, nicht mehr so turbulent sind wie die vergangenen Jahre des Aufbaus.
ihr
Wolfgang Assmann

Und nun ein paar Anekdötchen . . . .

aus dem Haus und aus den letzten 10 Jahren :
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Der verflixte Tachometer

Schnell muß man sein! Das ist ein Wahr- und Wahlspruch, der auch im Hause Wolfgang Assmann gilt. Auch in den Gründerzeiten unseres Werkes hat man es mit besagter Schnelligkeit gehalten. Unser OW zum Beispiel besaß damals ein schnittiges BMW (Dixi?!)-Modell, einen „rasigen" Wagen. Drei Mann schoben unter Schweiß, dann bockte und schniff das Ding, daß es eine Art hatte. Das Beste war aber der Tachometer: Ob Dixi „raste" oder stand, er zeigte immer 80 Kilometer!

Die Wahrsagerin ver"sagte"

Es geschah in jenen Urtagen, daß über Nacht plötzlich ein Radio aus den Arbeitsräumen verschwand. Entrüstung bei allen Mitarbeitern. Damit der Dieb schnell gefaßt werde, verfiel man auf einen raffinierten Trick: Eine Wahrsagerin mußte her, um den Verruchten zu fangen. Kurz und gut. Zwei der Getreuen suchten eine Pythia auf und meldeten die schnöde Tat. „Keiner von der Firma war der Täter", wußte die weise Frau; die Assmänner nickten zufrieden. Doch dann versagten selbst die geheimnisvollen Kräfte Pythias. Radio und Dieb blieben verschwunden. Möge noch heute dem Dieb ein schlechter Empfang beschieden sein .. .
(Wir aber raten: Geht beim nächsten Mal zur Polizei!)

Immer wieder "Dreimal telefoniert . . ."

Noch in den Räumen der PIV arbeitend, hatte Herr Assmann die Gepflogenheit, den Arbeitszimmerschlüssel „persönlich" in Obhut zu behalten. Morgens gegen 7.30 Uhr standen deshalb meistens die drei getreuen Mitarbeiter vor geschlossener Tür und vertraten sich wartend die Beine. In der Ferne tauchte schließlich Herr Assmann auf, eilig der PIV zustrebend, wo er dann die Getreuen mit dem wohlbekannten „Zuspruch am Morgen" begrüßte: „Tut mir leid, - mußte noch drei wichtige Telefongespräche führen!" Und so begann der Tag.

Die Sache mit den Kippen

Wie kommt man zu Zigaretten-Kippen? Eine Frage, die vor acht Jahren schon ihre Berechtigung hatte. Folgendes Rezept wurde - wie böse Zungen behaupten - in der Firma Assmann angewendet: „Herr Assmann, dringendes Telefongespräch für Sie im anderen Zimmer", meldete ein pfiffiger Bote dem Chef. Herr Assmann ging, der „Bote" „enterte" das Chefzimmer, flugs den Aschenbecher geleert und dann rauchte es . . .

Der Feuerstein war „auf Draht"

Wer erinnert sich nicht noch mit einem geheimen Schauder der Vorwährungs-Zeit! Mit allem wurde gehandelt, mit Zigaretten, Mädchen, alten Nägeln - und natürlich auch mit Feuersteinen! Ein Feuerstein war seine „Camel" wert und eine Camel - na, Sie wissen schon!

Auch bei Assmanns saß ein solch gerissener Handelsmann, der seine Großmutter für ein Butterbrot verkauft hätte. Ihm ging es gut, ihm krachte nicht der Magen, und qualmen tat er wie ein Schlot. Das wurmte die Kollegen. 30 Feuersteine brachten sie herbei, um endlich in den Genuß von Tabak und Brot zu kommen.

Des Handelsmann Augen leuchteten, ein großes Geschäft schien zu winken. Er ließ sich nicht lumpen und bezahlte in bar. Am nächsten Tag jedoch war der Teufel los. Zeternd und mit einem blauen Auge bewaffnet, verlangte unser Handelsmann sein Geld zurück. Übles war ihm geschehen: Die Feuersteine hatten schlecht gezündet. Man hatte den sonst so gerissenen Handelsmann mit Eisendraht-Stückchen hereingelegt. Das hatte gefunkt!

Von Holzgasern und Menschen . . .

Liebe Mitstreiter! Liebe Menschen im Getriebe! Es gibt gottlob noch welche unter uns, die den Pegasus reiten! Als unser Werbeleiter - ringend um Stoff - verzweifelt sich mühte, diese Seiten zu füllen, da winkte ihm Rettung in Gestalt des Meisters Wagner. Jener machte sich frisch ans Werk, führte zwar zuweilen einen verzweifelten Kampf mit der Metrik, doch zum Schluß kündeten gelungene Verse die Geschichte des Hauses.

Anmerkung :

Diese Jubiläumspost habe ich deshalb hier eingestellt, weil speziell in den Versen weiter unten sehr viel über diese schwere Zeit nach dem 2. Weltkrieg enthalten ist, die den jungen Leuten heute völlig abgeht. Sie können es sich nicht vorstellen, was es heißt, wenn ein ganzes Land von der größe Deutschlands nach einem verlorenen Krieg total "pleite" ist. Und diese Verse sind in lustiger Form bereits mit einem positiven Blick auf die Zukunft geschrieben.

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Hier habt Ihr sie, die Geschichte des Hauses:

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  • Es war einmal vor langer Zeit
    Wo jeder mußte hart sich plagen
    Her ist es eine kleine Ewigkeit
    (Denkt nur an jene Nachkriegsjahre!)
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  • So schau'n wir heute mal zurück
    Man suchte Arbeit sich im Radiowesen
    Und es gelang! (Mit einer Portion Glück)
    Es war sogar am Gartenzaun zu lesen . . .
    -
  • Herr Assmann fing im Dachzimmer an
    Was soll ich Ihnen sagen,
    Er war kein müder Wandersmann,
    Er begann es frisch zu wagen.
    -
  • WA hielt es jedoch nicht lange aus
    In seinem Dachgeschoß
    Er mietete sich (piv-pav!) da „drüben" ein
    Und meint es war ein Schloß!
    -
  • So wurde der erste Grundstein gelegt
    Vor 10 Jahren am 10. April
    Das Schiffchen wurde fein säuberlich ausgefegt,
    So wahr es unser „Herrgott" will.
    -
  • Er lud ein seine liebe Frau,
    Ich konnte es mir denken
    (Und weiß es heute ganz genau),
    Das Schiffchen mit zu lenken.
    -
  • Dahinter aber stand klug und weise
    Herr Wagner - ein aufgeschloss'ner Mann
    (Ich betone es hier ganz leise)
    Der mit Rubel und Zahlen umgehen kann.
    -
  • Sein erster Mann - ich darf ihn nennen
    Der auch heute ist dabei
    Es ist Herr Viecenz - wir wollen bekennen
    Er hatte halt Spaß an der Bastelei!
    -
  • Und kamen noch im selben Jahr
    Die eine anständige Arbeit lieben
    Einige Herren - das ist doch klar
    Und halfen alle das Wägelchen schieben.
    -
  • Die Heimat war so öd' und leer
    Es waren arme Zeite'
    Zu kaufen gab es gar nichts mehr
    Denn Deutschland war doch pleite.
    -
  • So faßten die beherzten Männer
    Äxte, Sägen und zogen in den Wald
    Zwar waren's nicht nur Kenner
    Und obendrein noch furchtbar kalt.
    -
  • So konnten sie nur lauwarm sitzen
    Der Ofen gab nicht mehr heraus.
    Und bei der Arbeit konnte man nicht schwitzen
    Man hielt es trotzdem über Winter aus.
    -
  • In diesen Zeiten - Ihr werdet's kaum glauben
    - Es war damals unser Arbeitsrevier -
    Spritzten wir Koffer und Hauben
    (Es war das alte PA 4).
    -
  • Samstags und Sonntags die Kisten verpackt
    Sie standen alle in Reih' und Glied
    Dann wurde noch der Name drauf geklackt
    Denn damals kannten wir keinen Wieth!
    -
  • Doch damals waren wir hoch zu Roß
    Man nannte es Holzvergaser.
    Das Ding machte einen Heiden-Spaß,
    Auf dem Bock saßen nur die „Raser".
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  • Begann erst einmal die Reinigungskur
    (Ich traf IHN damals verzweifelt an)
    Es war 'ne richtige Prozedur -
    Gesicht und Hände wie ein schwarzer Mann!
    -
  • Gerast ist jener Wagen fürchterlich
    (Ich könnt' es gar nicht fassen).
    Vorbei ist er am Großgewicht
    Selbst Dampfmaschinen hat er stehen lassen . . . !
    -
  • So schlängelte man sich durch die Währungsreform
    Und in jenen Jahren - Ihr kennt es schon -
    (Ich glaube der Auftrieb war ganz enorm)
    Geboren wurde das Dimafon!
    -
  • 1948 um diese Zeit
    - Ich darf den kleinen Bau (A) nur nennen -
    Gab es 'ne rege Tätigkeit
    Heut' kannst Du ihn an den Rissen erkennen!
    -
  • Nun, es währte wieder nicht lange
    Sie nahmen 'nen Mann vom Taunustor
    Dem Herren ward nicht bange
    Es war Architekt Herr Molitor.
    -
  • Er baute aus Beton und Stahl,
    und derart massiv
    Daß es dem OW über den Rücken lief!
    -
  • Da kam ein Regenwölkchen angerennt
    Doch siehe da, trotz dieser Pein
    - Es hatte Treppen, Fluren überschivemmt
    - War abends um 8 alles wieder rein.
    -
  • Als auch dieses war überwunden
    wurde wieder was getan,
    Es gab so manche harte Runde
    Und dieser Bau war endlich dran,
    -
  • Wo wir des Mittags bei dem Essen sitzen
    Und ab und zu den Bissen runter schwitzen!
    So habe ich in kurzen Zügen dar getan,
    was man Entstehung nennen kann.
    -
  • Und heute, zum 10. Wiegenfeste,
    Wünschen wir Ihnen das Allerbeste!

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